Humanpräparate aus der Zeit des Nationalsozialismus
Humanpräparate aus der Zeit des Nationalsozialismus an der Medizinischen Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg und dem Universitätsklinikum Erlangen
In der Medizin der Neuzeit, insbesondere in der Anatomie und Pathologie, werden seit vielen Jahrhunderten vollständige Leichen und menschliches Gewebe nach dem Tod der Personen präpariert, in eigenen Sammlungen aufbewahrt und zu Zwecken der Forschung und Lehre eingesetzt. Die Frage des Umgangs der Medizin mit menschlichen Leichen und Gewebeteilen wird seit der Entstehungszeit der modernen Anatomie im 16. Jahrhundert in Medizin, Politik, Religion und Gesellschaft intensiv diskutiert. Diese Debatte stellt sich historisch im Kontext der nationalsozialistischen Diktatur mit besonderer Schärfe: Es gilt auszuschließen, dass Präparate, die von durch die Gestapo hingerichteten, im Rahmen der Krankenmorde („Euthanasie“) oder in Konzentrationslagern ermordeten Menschen stammen, im 21. Jahrhundert unkommentiert über die universitären medizinischen Sammlungen in Forschung und Lehre „nachgenutzt“ werden.
Bereits in den 1990er Jahren sind Sammlungspräparate einschlägig verdächtiger und ungeklärter Herkunft aus den Sammlungen entfernt worden. Die Forschungen zielen darauf, in einem weiteren Kontext zu klären, ob sich ggf. noch Präparate aus Unrechtskontexten in Erlanger Sammlungen befinden. Darüber hinaus gilt es zu klären, ob und wie sich der Zugang zu menschlichen Überresten („human remains“) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und insbesondere während der nationalsozialistischen Diktatur geändert hat, und wie dies zeitgenössisch diskutiert wurde.